Motiv
Die richtige Grösse des Motivs…
Oftmals kommen Kunden zu mir, die eine möglichst winzige Tätowierung möchten. Eine Art Angst-Tätowierung. Sie wollen «dazugehören», können aber eigentlich gar nicht dazu stehen. Und nur allzuoft sagen genau diese Kunden ein Jahr später «Naja, heute würde ich das Motiv grösser stechen lassen...» Ein solch winziges Tattoo sieht auf fünf Meter Entfernung wie ein ausgeflipptes Muttermal aus.

Und, Merke: Anständige Leute lassen nur sehr vertraute Personen nahe genug an sich ran, um die Tätowierung richtig angucken zu können.
Wie entsteht das stichreife Motiv?
Die Zeichnungen erledige ich an verschiedenen Orten. Kleinere Sachen direkt mit dem Kunden zusammen. Andere, grössere, hingegen abends, an Wochenenden, oder an meinem freien «Sonntag» also Montags. Teilweise im Studio, an Tisch und Leuchtpult, dann wieder am Küchentisch. Manche komplexen, gespiegelten Zeichnungen werden am Computer reingezeichnet.

Wichtig ist einfach, dass man sich die Zeit nimmt, und das Bildchen auch etwas reifen kann. Manchmal braucht es eine Pause von zwei, drei Tagen, und plötzlich man sieht ein paar Ecken, die man noch ändern muss.
Welche Motive werden nicht oder nur nach vorheriger Absprache tätowiert?
Theoretisch lässt sich so ziemlich jedes Motiv stechen. Glücklicherweise gibt es aber mittlerweile unter den Tätowierern eine Art «Ehrenkodex». Ungeschriebene Gesetze, an die sich die meisten halten. Diese Liste zeigt Motive, die nicht in Frage kommen.

Motive, die ich nicht mache:

– Hitlerkreuze und alles, was nach Adolf und seinen Mannen riecht
– Allgemein diskriminierende* oder rassistische Motive und Sprüche
– Motive an den Händen oder im Gesicht
– Von Namen rate ich grundsätzlich ab; Der Name Deines Schatzes mag zwar im Moment hochaktuell sein, doch das hält leider in den seltensten Fällen ein Leben lang. Die Tätowierung wird die neue Daniela jedoch immer ran erinnern, dass Du mal mit Erna (Iris, Claudia, Sandra, Petra, Heinz und Jacqueline) rumgemacht hast. Also lass besser die Finger von solchen Namen!
– «Kritische» Tattoos nur nach Absprache

* Was ist denn mit einem nackten Körper? Ist eine wohlig räkelnde Nixe etwa nicht sexistisch und somit diskriminierend? Nö. Spass am einen oder anderen Geschlecht soll ja sein...
Kannst du mir ein Bild schicken?
S O R R Y, leider verschicken wir keine «Flashs» an Nichtkunden, da wär ich ja den ganzen lieben langen Tag am zeichnen!

Aber schau doch mal bei uns im Studio vorbei…
Wir haben etwa 10 Ordner mit teils gezeichneten, teils fotografierten Motiven. Ausserdem tonnenweise Heftchen und Bücher, und einige nicht frei zugängliche Ordner mit bereits gestochenen Motiven.
Das Motiv fürs Leben? – Ein Dilemma...
Kein Motiv wird für das Ganze Leben ausgesucht. Dein Geschmack wird sich ändern! Mit 60 wahrscheinlich nicht mehr so sehr wie mit 20. Trotzdem: Nicht nur Du veränderst Dich, sondern auch Dein Geschmack und Deine Ambitionen - unweigerlich.
Wie finde ich das richtige Motiv?
Wie finde ich das richtige Motiv?
Antwort: Die Wahl des Motivs, das Du aussuchst, ist für Dich der schwierigste Teil der ganzen Geschichte. Wenn Du bereits genau weisst, was Du willst, wenn Du zum Tätowierer gehst, kann ich Dir nur gratulieren. Trotzdem kann es sein, dass Du, während Du wartest, in die Ordner mit den Sujets guckst. Vielleicht wirst Du unsicher, und denkst «He, das sieht aber auch geil aus...»

Es kann aber auch sein, dass Du bei Deinem Sujet bleibst, der Tätowierer es etwas abändern muss. Oftmals hat das technische Gründe, die ich weiter unten zu erklären versuche. Andererseits kann es auch daran liegen, dass die Zeichnung einfach verbessert werden sollte.

Eine kleine Geschichte dazu: Ich sprach vor einiger Zeit in einer Kneipe mit einem Typen, der einige Tattoos hatte. Eine Figur (Cartoon) gefiel mir auf den ersten Blick besonders. Auf den zweiten Blick sah ich, dass die rechte Hand der Figur, die den Stinkefinger zeigen sollte sechs Finger hatte. Ausserdem war der Daumen auf der falschen Seite. Zeichnerisch also gleich zwei kleine Todsünden auf wenigen Millimetern Haut. Als ich ihn darauf ansprach, wollte er es nicht glauben; er zählte nach, verglich seinen Daumen mit dem seiner Figur. Er meinte, er hätte das Tattoo nun schon 14 Jahre, aber das sei ihm noch nie aufgefallen. Vermutlich hätte ich besser meine Klappe gehalten...

Obwohl ich schon sehr, sehr lange zeichne, gibt es (natürlich) bessere Zeichner als mich. Doch mein Auge wurde in den Jahrzehnten, in denen ich den Griffel schwinge, präzise geschult. Und wenn ich sehe, dass ein Entwurf logische Fehler hat (wie das Beispiel mit der Hand, oben), oder formal nicht funktioniert, spreche ich meine Kunden darauf an, und verbessere die Entwürfe. Viele Leute, die den Entwurf mit viel Liebe und Fleiss gezeichnet haben fühlen sich dann etwas auf die Füsse getreten. Aber ich finde, ein Tattoo sollte einfach so gut wie möglich sitzen. Es begleitet Dich auch ein Leben lang. Wir raten eigentlich nur selten von einer Tätowierung ab. Du musst sowieso 18 Jahre alt, und somit erwachsen sein. Die seltenen Fälle, in denen wir von einer Tätowierung abraten, oder sie sogar ablehnen, beziehen sich meist auf die typischen Fälle - wie sie auf der Seite «Grenzen» beschrieben sind.

Wie schon an anderen Stellen erwähnt, lebe ich vom Tätowieren. Doch wenn ich merke, dass jemand völlig unsicher ist, über das OB überhaupt, oder das WAS, ist es besser, den Kunden zur Geduld zu drängen und nochmals nach Hause zu schicken. Es hat noch niemandem geschadet, nochmals eine Nacht darüber zu schlafen.DuDu
Vollgas – Sujets, was liegt denn technisch drin?
Mit dem heutigen Tätowierwerkzeug lassen sich Bilder in unglaublich feinen Details darstellen. Früher, als noch von Hand gestochen wurde, sah das ganz anders aus: Linien unter einem bis zwei Millimetern waren schlicht nicht machbar. Farbverläufe sahen oft wie ein Flickerlteppich aus. Natürlich gab es auch da schon Ausnahmen; etwa eine Hand voll Tätowierer in Japan. Auch sie konnten kaum feinere Linien stechen, aber was die Farbtechniken anging, waren Sie ihrer Zeit einfach ein paar Jahrhunderte voraus.

Heute kann ein geschickter Tätowierer jedoch sehr viel feiner und eleganter arbeiten. Tätowier-Maschineli sei Dank. Doch um es gleich vorneweg zu nehmen: JEDE Tätowierung verschwimmt mit der Zeit! Die eine mehr, die andere weniger. Wenn Dein Tätowierer etwas anderes behauptet, könnte es sein, dass er noch nicht sehr lange im Geschäft ist, oder einfach ein bisschen lügt, um die Kunden bei Laune zu halten.

Der Grund ist sehr einfach: Deine Haut schert sich keinen Deut um die liebevoll gekratzten Bilder und wächst einfach weiter. Sie macht halt das, wozu sie geschaffen wurde. Die Farbpartikel, die durch das Tätowieren in die Haut gebracht wurden, bewegen sich dabei mit - sie «schwimmen» sozusagen in Deiner Haut.

Nach rund sieben Jahren hat sich Deine gesamte Haut ein Mal erneuert! Und das ist der Zeitpunkt, an dem die Qualität des Tattoos und Deiner Haut gemessen werden könnte.
Anders herum gesehen: wenn Du Dein neu gestochenes Flash anguckst, ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht.

Eine kleine Feder kann nach dem stechen wunda-oba-supah-toll aussehen, und ist nach einem halben Jahr nur noch ein undefinierbarer Farbfleck. Tönt erschreckend, gell?