Wenn Du erst einmal weisst was für ein Motiv Du willst, geht es so weiter:
Das Motiv («Abzug») wird vorbereitet
Dazu lege ich es auf ein Stück Pauspapier, das früher für Durchschläge auf der Schreibmaschine benutzt wurde. Der Hauptfarbstoff in diesem Papier ist Indigo, also das selbe Zeug, das auch Blue Jeans färbt. Der Farbstoff ist sehr intensiv, haftet gut auf der Haut und ist ungiftig. Nach dem durchpausen sind die Linien also seitenverkehrt auf der Unterseite der Zeichnung.
Die Hautstelle wird rasiert
Haare könnten durch die Nadeln in die Haut gestossen werden und zu Entzündungen führen. Deshalb wird die Haut mit Seifenwasser benetzt und mit einem Wegwerfrasierer sauber rasiert.
Der Abzug wird auf die Haut übertragen
Die Haut wird grosszügig mit unverdünntem Desinfektionsmittel (Dettol®) eingerieben. Einerseits wird die Haut dadurch schon einmal desinfiziert, gleichzeitig vermag das Mittel das Indigo vom Abzug lösen, so dass sich das Bild auf der Haut festsetzt. Die Desinfetionslösung fühlt sich seifig, etwas klebrig an. Darauf wird nun der Abzug sorgfältig aufgedrückt.
Der Abzug wird kontrolliert
Ich kontrolliere, ob der Abzug die Linien klar und scharf wiedergibt. Ist nichts verwischt, nichts doppelt und alles drauf? Dann bist Du an der Reihe: Du musst die Platzierung nochmals überprüfen. Bewege Dich vor dem Spiegel und beobachte dabei das Motiv. Verzieht es sich komisch? Ist es zu weit oben oder unten? Doch zu klein? Du musst Dir jetzt sicher sein, nachher ist es zu spät.
Die Tattoo-Maschine wird vorbereitet
Dazu wird eine sterilisierte Führungshülse in die Halterung geschraubt. Darin werden die sterilisierten Nadeln, die auf Nadelträger gelötet wurden geführt. Die Nadelträger werden im Maschineli eingehängt, und die Stichtiefe eingestellt. Zum Schluss kontrolliere ich mit einer Lupe, ob sich keine der Nadeln verbogen hat. Denn solche «Ankerhaken» tun nicht nur unnötig weh, sondern verletzen auch das Tattoo.
Es geht ans Stechen
Ich desinfiziere meine Hände und ziehe die Handschuhe an. Die selben, wie sie ein Arzt verwendet - bequem, formschön und von einfacher Farbe. Deine Haut wird nochmals mit verdünntem Desinfektionsmittel gereinigt und anschliessend mit etwas Vaseline WASDENN eingerieben? Die Spitze der Führungshülse wird in (etwas «getunte») Tusche getaucht. Durch Einstellen eines Gummibandes korrigiere ich die Spannung der Nadel (also die mechanische Spannung, da ist natürlich kein Strom drauf…), so dass die Nadeln sauber in der Führung laufen und nicht «flattern». Mit der linken Hand spanne ich Deine Haut, und mit der rechten ziehe ich die ersten Linien. Für feine Arbeiten habe ich eine Lupenbrille vor den Augen. Dadurch sehe ich nicht nur mehr Details, sondern auch noch Affenscharf aus! Das geht nicht so ruck-zuck, sondern eher gemächlich. Denn obwohl 50 Stiche pro Sekunde ausgeführt werden (Netzfrequenz), können sich sonst Fehler in der Linie ergeben. Es bleibt also auch Zeit für ein Päuschen, falls Du Dich noch etwas auf den Schmerz einstellen musst. Wie schon gesagt, ist das Gefühl ziemlich eigenartig. Sämi hat es sichtlich genossen...
Nach den Linien werden sie Flächen gefüllt und allenfalls Schattierungen angelegt. Zum Schluss wird das Tattoo eingecremt, und mit einer Folie abgedeckt, um die Hautstelle vor Verschmutzung geschützt wird. So sah Sämis fertiges Tattoo aus. Und für all die Girls, die wegen Sämi und nicht wegen der Tattoos hier sind, noch ein Schmankerl.
Viele Leute denken, die Tätowierung würde unter die Haut gestochen. Tatsächlich wird sie jedoch in die Haut gestochen. Genauer gesagt kommt die Farbe in die Regenbogenhaut.
Du hast sicher auch schon die «handgepfriemelten» Tattoos gesehen, die meist aus einer unglücklichen Verkettung von Geografiestunde, erster Liebe und Schultinte resultieren. Diese Schultattoos sind in der Regel viel zu tief gestochen. Die deshalb recht happigen Schmerzen sind zwar vergessen, doch dafür verschwimmt die Farbe in der Haut. Ich habe viele Gäste, die sich einen solchen «Unfall» überdecken lassen (Cover-Up). Die Stichtiefe beträgt beim Tätowieren (je nach Hautbeschaffenheit) höchstens 1.5 - 2 Millimeter.
Nach den Linien werden die Schattierungen und Farben gestochen.